Wie wir anders arbeiten, nachhaltig wirtschaften und besser leben
// Rosa, Paech, Habermann, Haug, Wittmann, Kirschenmann
Zeit ist allgemein gesagt eine grundlegende gesellschaftliche Dimension, um Lebenssituationen von Menschen zu erfassen. Zeit steckt in allem und scheint unanfechtbar relevant für sämtliche Perioden unseres Lebens. In der modernen Gesellschaft macht sich das Wort Zeitnot immer häufiger zum Inbegriff der heutigen Zeit und sehen Zeit als Sachzwang an, dem wir uns zu beugen scheinen. Doch was ist der Gegenpol zur Zeitnot?
Diese Literatur fasst sechs verschiedene Ansichten und Positionen unterschiedlicher Autoren kompakt zusammen.
- Friederike Habermann
Zeitwohlstand bedeutet die Freiheit so zu leben, wie wir es wollen. Nichts zu tun langweilt den Menschen und erfüllt ihn nicht. Zu dem Zustand einer Erfüllung gelangt er nur durch das Tätigkeit, und zwar aus Überzeugung und Eigenmotivation. Habermann appelliert daran, dass Geld keine Motivation sei und der Mensch ohne Tauschlogik aktiv werden müsse (bspw. in Nutzungsgemeinschaften). - Niko Paech
Der Schlüssel seiner Theorie liegt in der Befreiung vom Wohlstandsballast. Indem das Subjekt Multitasking vermeidet und Reize gezielt selektiert, kann er sich auf das Wesentliche konzentrieren und diese auch genießen. Statt zu reduzieren muss man sich vom Überflüssigen befreien. Zeit ist nicht vermehrbar, sondern kann nur verloren gehen. Die Lösung sieht er in der Suffizienz (keine Überproduktion) und Subsistenz (Selbstversorgung). - Hartmut Rosa
Durch das Geben von Zeitüberschüssen bei der Erledigung vom Aufgaben geht der Zeitdruck verloren, sodass das Individuum Zeitwohlstand verspürt. Das heute weitverbreitete Hasten führt seiner Meinung nach zur Selbst- und Weltentfremdung. Die Resonanz der Welt und unserer Umgebung fehlt, dies benötigen wir aber, um uns wohl und bestätigt zu fühlen. - Frigga Haug
Die Balance zwischen Fremd- und Selbstbestimmung verschafft uns das Gefühl von Zeitwohlstand. Die Zeit gehört jedem selbst und jeder kann darüber bestimmen, der Mensch muss sie aber auch als Arbeitszeit verkaufen. Haug sieht Teilzeitarbeit als eine gerechte Arbeitsverteilung, die für mehr freie Zeit jedes einzelnen sorgt und trotzdem die Wirtschaft aufrecht erhält. - Felix Wittmann
Zeitwohlstand ist nur durch Gleichberechtigung aller Menschen erfahrbar und möglich. Demokratisches Mitbestimmungsrecht und eine gleiche Verteilung von Bildung, Einkommen, Zeit und Macht sind hierfür Voraussetzung. - Lena Kirschenmann
Die Gestaltung des individuellen Lebens soll völlig losgelöst und frei nach dem Lust-Prinzip gelebt werden. Dabei muss sich jeder aber der vollen ökologischen Verantwortung unterziehen. Statt auf ein gutes Leben hinzuarbeiten, soll das Leben im Hier und Jetzt ausgekostet werden.