Warum ist Landschaft schön?

Die Spaziergangswissenschaft
// Lucius Burckhardt

Auszüge aus folgenden Kapiteln:
// Promenadologische Betrachtung über die Wahrnehmung der Umwelt
und die Aufgabe unserer Generation (1996)
// Spaziergangwissenschaft (1995)
// Bergsteigen auf Sylt (1989)
// Es geht um das Sehen und Erkennen (1993)

Bei der Promenadologie handelt es sich nicht um das übliche Flanieren, das Streifen durch die Stadt oder Natur, sondern um die Spaziergangswissenschaft. Sie untersucht Sequenzen, in denen der Spaziergänger, also der Betrachter, seine Umwelt wahrnimmt.  1  Sie befasst sich auch mit der Landschaftsästhetik bzw. der Ästhetik des Raumes. 

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Über Fotografie

// Susan Sontag

Auszüge aus folgenden Kapiteln:
// In Platos Höhle
// Objekte der Melancholie
// Der Heroismus des Sehens
// Die Bilderwelt

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„Durch Fotografien wird die Welt zu einer 
Aneinanderreihung
beziehungsloser freischwebender Partikel […].“

Das fotografische Auge ist mittlerweile unersättlich geworden. Durch die Masse an Fotografien, die in den letzten Jahrzehnten entstanden ist, hat sich eine eigene „Ethik des Sehens“ 2 entwickelt. Die Möglichkeit und das Gefühl, alles in der Welt mit der Kamera einfangen zu können, führt zu der Ansicht, parallel auch alles im Gedächtnis abspeichern zu können. Die Kamera dient als Hilfsmittel, tatsächliche Erfahrungen in einer Fotografie abzubilden und festzuhalten. Das produzierte Standbild wird dadurch von einem Bild zum Objekt (der Erinnerung). Fotografien beschreibt Sontag als „Miniaturen der Realität“3, welche einen schmalen Ausschnitt von Raum und Zeit beinhalten. Texte hingegen lassen immer Interpretationsansätze offen. Fotos werden demnach zu Beweismitteln, da sie Situa-
tionen und Momente in ihrer Abbildung bestätigen und Dinge dadurch glaubwürdig machen. Denn das Ereignis hat somit tatsächlich in der Art und Weise stattgefunden. Auch wenn die Kamera Dinge verzerrt, so gleichen die Foto-
grafien ihrem Abbild. Sie sind eine Annäherung an die Wirklichkeit und machen Augenblicke realistisch nachvoll-
ziehbar. Ebenfalls ermöglichen sie eine Beziehung zur Vergangenheit, denn ihr dokumentarischer Charakter lässt die Spuren der Zeit nachvollziehbar und sichtbar machen. 

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Der Bogen und die Leier

// Octavio Paz

Auszüge aus folgenden Kapiteln:
// Einleitung – Dichtung und Gedicht 
// Das Gedicht – Die Sprache
// Das Gedicht – Der Rhythmus
// Das Gedicht – Vers und Prosa
// Das Gedicht – Das Bild
// Dichtung und Geschichte – Die Weihe des Augenblicks

Dichtung ist eine geistige Methode zur inneren Befreiung. Sie enthüllt die Welt, schafft aber auch eine andere. Sie ist gelenkt vom Unbewusstsein, von Gefühlen, Intuition und umgesteuertem Denken. Bilder, Farben, Rhythmen und Visionen formen Gedichte zu einer einzigartigen Komposition, welche Wörter, Zusammenhänge und Sinn in Bildern verwandelt. Daher gilt Dichtung als bedeutungsvolles Ausdrucksmittel. Mit ihr einher geht eine hohe Kommunikationsfähigkeit. 

1
„Das Gedicht ist keine literarische Form,
sondern der Ort der Begegnung zwischen
der Dichtung und dem Menschen.“

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Friedrich Hölderlein

// Pierre Bertaux

Auszüge aus folgenden Kapiteln:
// Die Welt der Töne
// Das Wort
// Die Sprache
// Eidetisches, nichtlineares Denken
// Parataktisches Denken
// Das Komponieren
// Das Skizzenhafte
// Das Schweigen

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„Des Menschen Wesen und Wirken ist Ton, ist Sprache.
Musik ist gleichfalls Sprache.“

Der Ton bedeutet Bewusstsein und Leben, er spricht das Dasein aus und führt zu einer eigenen Stimme. Sofern Gedanken ausgesprochen werden und ihre Stimme erhalten, bewahrheiten sie sich, haben Kraft und Nachdruck – sie bekommen eine Präsenz. Das Wort ist der Träger eines Inhaltes und/oder Sinnes, ganz gleich ob es gesungen oder gesprochen wird. Somit ist die Sprache eine Gattung des Gesangs und ihr Ursprung. Poesie bedeutet für ihn (Sprech-)Gesang und eine dadurch entstehende Melodie. Ton, Sprache und Musik stehen im Einklang. 

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Labyrinth von Chartres

Abenteuer Labyrinth
// Mystik aktuell

Ein Labyrinth zeichnet sich dadurch aus, dass es einen Weg hinein und wieder hinaus gibt. Die Mitte des Labyrinths bildet das Zentrum, das Ziel, auf das zugelaufen wird. Mit vielen Umwegen und Wendepunkten durch sich vielfach kreuzende Wege und Abzweigungen nähert man sich kontinuierlich der Mitte, distanziert sich aber wieder ebenso häufig. Der Weg ist nicht geradlinig. Dies kann durchaus verzweifelnd und niederschlagend sein. Wichtig sind hier das Weiterstreben und das Durchhaltevermögen nicht aufzugeben, Rückschläge hinzunehmen und den Weg mit dem Ziel vor Augen weiter zu bestreiten.

Nicht unbekannt ist der Spruch „der Weg ist das Ziel“. Hierzu zählt auch das Labyrinth, welches als Weg der Be-
sinnung, der Reflexion und des sich Auseinandersetzens mit sich selbst gilt. Die gewonnene Erkenntnis im Prozess der Selbstentdeckung nehmen wir mit uns und tragen sie in die Außenwelt. Der Weg zum eigenen Selbst ist nicht linear, eher im Gegenteil – wir laufen kreuz und quer. Ist man in der Mitte angelangt, so muss erneut ein Weg nach draußen gesucht werden. Erst dann ist der Prozess abgeschlossen.

1
„Im Labyrinth verliert man sich nicht, im Labyrinth findet man sich.
[…] im Labyrinth begegnet man sich selbst.“

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Moments

 

Mit dieser App von Facebook, welche im Sommer 2015 auf den Markt kam, lassen sich sämtliche Fotos einsammeln und auf seinem eigenen Smartphone abspeichern, auf denen man enthalten, verlinkt oder markiert ist. Mit seinen Freunden in der App verbunden, können einzelne Fotos oder ganze Ordner freigegeben und ausgetauscht werden.

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Haiku

Der Haiku ist eine traditionelle japanische Gedichtform und ist die kürzeste der Welt. Traditionell sind sie immer dreizeilig und haben in der deutschen Sprache insgesamt maximal 17 Silben. Die Silbenabfolge passt sich der dreizeiligen Form an und wechselt sich zeilenweise mit 5–7–5 Silben ab (vgl. Rhythmus). Kennzeichen dieser Art von Gedichten sind die Konkretheit, der Bezug zur Gegenwart und die Offenheit in Bezug auf das subjektive Empfinden und dessen Interpretierbarkeit. 1

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„Man photografiert Dinge,
um sie aus dem Sinn zu verscheuchen.“

Franz Kafka
deutschsprachiger Schriftsteller
1883 – 1924

Abfall

Das alternative ABC der neuen Medien
// Roberto Simanowski

1
„Das Problem ist, dass er [der Augenblick] nicht einmal
mehr als Moment des intensiven Selbstgenusses taugt.“

Durch die Schnelligkeit der Dinge im Internet haben wir weniger Zeit für das Komplizierte, denn diese benötigen Zeit. Und „Zeitfresser“ werden in der Gesellschaft so gut wie es geht umgangen. 

Das Smartphone delegiert als digitales, externes Speichermedium, welches „voll von fotografischen Zeugen schöner Momente“ 2  ist. Ganz nach dem Motto Picture or did’nt happen etabliert sich eine Beweis-Kultur, in der das Foto als Bestätigung des Ereignisses fungiert. Dabei steht nicht unbedingt das Foto für das Individuum im Vorder-
grund, sondern eher das Sich-Beweisen-Müssen für das eigene soziales Umfeld. Das Foto als das Medium des Erinnerns weicht dem des Beweisens. 

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Inwiefern leben wir linear?

Nach der Recherche zum Thema der Linearität in Bezug auf unser Zeitempfinden und der anschließenden Vertiefung in die Musik, musste ich mich neu sortieren und das Themenfeld hinterfragen. Was waren die Kernaussagen des linearen Zeitempfindens bisher in meiner Recherche und inwiefern empfinde ich es selber
in dieser Art und Weise?

Kurz und knapp in einem Modell zusammengefasst hangeln wir uns in der linearen Lebensweise an einer Zeit-
achse entlang. Dabei verstreichen Zeitpunkte kontinuierlich und wiederholen sich nicht. Die Ereignisse selber sind punktuell, zeitarm und wir schwirren von einem Punkt zum nächsten. Die Leere zwischen den Punkten sind Ruhe-
pausen, in denen die vorherige Episode verarbeitet und abgeschlossen werden. Ebenfalls bereiten wir uns auf das Kommende vor und öffnen uns einer neuen Situation. Diese Phasen sind wichtig, um sich zu besinnen und zu reflektieren.

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Stochastische Musik

Definition
// Wikipedia

Stochastische Musik
 

„[…] ist eine Bezeichnung für musikalische Kompositionsverfahren, bei denen stochastische Prozesse benutzt werden (vergleiche Aleatorik). Der Begriff geht auf den Komponisten und Architekten Iannis Xenakis (1922–2001) zurück.

Der Kompositionsvorgang basiert bei Xenakis zunächst auf visuellen Formen. Aus diesen leitet er Formeln und Kombinationswege ab, um sie dann durch den Einsatz zum Beispiel einer Rechenmaschine in Notenzeichen und Musik umzuwandeln. Hierbei greift er auf Zufallsprozesse, Wahrscheinlichkeitsrechnung und Spieltheorie zurück. Die daraus resultierenden, sich oftmals verformenden Klangbilder vergleicht der Komponist selbst mit Wolken
und Galaxien […].“

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„If something is boring after two minutes, try it for four.
If still boring, then eight. Then sixteen. Then thirty-two.
Eventually one discovers that it is not boring at all.“ 

John Cage
US-amerikanischer Komponist
1912 – 1992

ASMR – the unnamed feeling

Definition
// Urban Dictionary
 
Autonomous Sensory Meridian Response (=ASMR)
 

„The sole purpose of ASMR is to relax people. The ASMR community is constantly growing on Youtube. Ideally, ASMR videos are meant to give the viewer a relaxing tingle at the back of their head and/or spine. ASMR videos usually involve one or more of the following things:

Gentle whispering // Relaxing hand movements // Smacking of the lips // Nail tapping/scratching on hard surfaces such as tables // Brushing sounds“

 

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Langweilen Sie sich?

Eine kurzweilige Psychologie der Langeweile
// Maria T. Kern

1
„Wer sich langweilt […] weiß nichts mit sich und der Welt anzufangen.

Das Wort „Langeweile“ findet seinen Ursprung in den Begriffen „lang“ und „Weile“ und tauchte im 16. Jahrhundert das erste mal als eigenständigen Begriff auf. Die „Weile“ wird hier mit den Synonymen Ruhe, Rast und Pause assoziiert. Der Wandel vom damaligen positiven Zeiterleben zu unserer heutigen negativen Komponente der Ungeduld, des Verlangens und der Sehnsucht zeigt die enorme Veränderung des subjektiv erlebten Zustandes des Langweilens. Das Problem kennt jeder – Langeweile ist allgegenwärtig. Wer keine Zeit hat signalisiert seiner Um-
welt, wie wichtig und unentbehrlich er ist, daher kann tatsächlich von einem Problem gesprochen werden, wenn man sie hat. Niemand verbindet mit Langeweile etwas positives, ganz im Gegenteil – es ist ein Zustand, dem alle entgehen möchten. Das Warten wird als Handlungshemmung und Zeitvergeudung wahrgenommen, eine erzwungenen Passivität, in der wir eigentlich produktiv sein könnten.

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„Langeweile ist ein unlustvolles Erleben von Impulslosigkeit.“ 

Otto Fenichel
österreichischer Psychoanalytiker
1897 – 1946

„Als ich um zehn Uhr auf die Uhr schaute,
war es erst halb neun.“ 

Alfred Kerr
deutscher Schriftsteller, Theaterkritiker und Journalist
1867 – 1948

Beeinflusst die Methodik das subjektive Zeitempfinden?

// Experiment  Nr. 3 – Methodiken für Analyseschemen

1 – PROJEKTIDEE


Um meiner Fragestellung auf den Grund zu gehen und unterschiedliche Methoden anwenden zu können, benötigt das Experiment eine feste Konstante, die für Vergleiche/Messungen etc. notwendig ist. Diese liegt in einer festgelegten Route, welche die Probanden alle laufen müssen. Es handelt sich dabei um einen LOOP, also einer Route mit gleichem Start- und Zielpunkt.

Alle teilnehmenden Personen müssen diese vorgeschriebene Route nach einer genauen Wegbeschreibung gehen, i.d.R. alleine, ohne den Hintergrund dieses Experiments zu wissen. Die Wegbeschreibung wird erst ausgehändigt, sobald der Teilnehmer den Rundgang startet. Nach der Rückkehr wird sie sofort eingesammelt, damit es bei späteren Rückbezügen keine Gedächtnisstützen für den Teilnehmer gibt. Auch Hilfsmittel wie GPS-Tracking, GoogleMaps o.ä. sind verboten, da sämtliche Ergebnisse somit verfälscht werden würden.

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„Andante […] das Tempo eines leidenschaftlichen und langsamen Geistes“ 

Friedrich Nietzsche
deutscher Philologe
1844 – 1900

Duft der Zeit

Ein philosophischer Essay zur Kunst des Verweilen
// Byung-Chul Han

Un-Zeit

1
„Der Zeit fehlt ein ordnender Rhythmus.
Dadurch gerät sie außer Takt.

In Hans Augen ist die Beschleunigung bereits vorbei. Das Empfinden, dass sie noch aktuell ist, beschreibt er als Symptom der temporalen Zerstreuung (Dyschronie). Die Erfahrung von Dauer in Form der Zeit und des Verweilen ist heute kaum bis gar nicht möglich. Die Zeit als solche hat keinen Halt mehr, keinen Rhythmus und ist richtungslos. Die Beschleunigung setzt gerichtete Fließbahnen voraus, welche in der heutigen Zeit nicht gegeben sind. Unsere Gegenwart reduziert sich nur noch auf die Aktualität, denn sie dauert nicht mehr lang an, vergeht schnell und verliert an Substanz. Diese schwindende Dauer wird hier als „Gegenwartsschrumpfung“ betitelt. An dieser Stelle wird auch auf den Unterschied zwischen Erfahrungen und Erlebnissen eingegangen. Während Erfahrungen bzw. Erkenntnisse zeitintensiv sind, da sie einen weiten Zeitraum umfassen, sind Erlebnisse hingegen zeitarm und punktuell. Wichtig ist, dass bei Erkenntnissen die Vergangenheit und die Zukunft eine bedeutende Rolle spielen und sich zwei Zeithorizonten verschränken. Die Kenntnis wird zur Erkenntnis. In unserer heutigen Un-Zeit, so wie Han sie beschreibt, strebt die Gesellschaft kaum mehr nach Erfahrungen, sondern nach extrem vielen Erlebnissen, um eine Fülle an Ereignissen zu erlangen. Doch ein erfülltes Leben lässt sich nicht mengentheoretisch erklären – Erfüllung ist somit nicht kongruent zur Fülle an Ereignissen.

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Zeit und Rhythmus

Die Ordnungsgesetze der Erde und des Menschen
// Wilhelm Hoerner

Es gibt keine allgemeine Zeit. Hoerner behauptet, man könne nur von Zeiten sprechen. Jeder Vorgang hat ein Anfang und ein Ende und ist somit nur eine Zeit lang vorhanden bzw. aktuell. Somit reihen sich mehrere Zeitabschnitte hintereinander, die jedoch alle eine Begrenzung aufweisen. Laut Hoerner wird alles von Zeit durchdrungen.

1
„Morgen war schon gestern.“

Erscheinen und Erleben der Zeit
Jede Art trägt ihr eigenes Zeitgeschehen in sich und schwingt in ihrer eigenen Weise mit dem komischen Rhythmus mit. Das Erleben von Zeit ist qualitativ jedoch verschiedenartig. Kinder bspw. leben in der Gegenwart, im Hier und Jetzt, in der Dauer. Das Warten ist für sie kaum ertragbar und erscheint ihnen wie eine Ewigkeit. Erwachsene haben ein Zeitbewusstsein, in der Zeitdauer ein Anfang und ein Ende hat.

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„Die Zukunft hat schon begonnen.“ 

Robert Jungk
deutscher Publizist, Journalist und Zukunftsforscher
1913 – 1994

„Ich habe keine Zeit, mich zu beeilen.“ 

Igor Fjodorowitsch Strawinsky
russischer Komponist
1882 – 1971

The Time Keeper

// Mitch Albom

Die Lektüre handelt von der Endlichkeit des menschlichen Lebens. Es geht darum, wie der Mensch seine Zeit sinnvoll nutzt und die ihm gegebene Zeit akzeptiert, um sie in Frieden verbringen zu können. Der Vater der Zeit, Dor, hat vor vielen Jahren die Uhr er-funden, weil er die Zeit zählen wollte. Zur Strafe wird er verbannt und erhält als Lebensaufgabe die Mission, zwei Menschen unserer Gegenwart die wahre Bedeutung von Zeit zu lehren und bringt die für einen Moment die Welt zum Stillstand.

Die Entdeckung der Langsamkeit

// Sten Nadolny

John Franklin lebt mit seiner Familie in England. Seine außergewöhnliche Langsamkeit, die ihn zum Außenseiter macht, kompensiert er durch genaues Beobachten und ein exzellentes Gedächtnis, Stetigkeit und Ausdauer, Zielstrebigkeit und Willenskraft. Obwohl er Schwierigkeiten hat, in der schnelllebigen Welt mitzuhalten, schafft er es an sein Ziel zu glauben – und zwar Entdecker und Forscher auf der See zu werden.

Speed

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
// Florian Opitz

1
„Wir sparen ständig Zeit. Trotzdem haben wir immer weniger.
Warum eigentlich?“ 

Mit dieser Leitfrage beschäftigt sich Opitz in seinem Film und stellt fest, dass sich Menschen der modernen Gesellschaft gehetzt, rastlos und unter permanentem Zeitdruck fühlen. Innerhalb des Filmes trifft und begegnet er unterschiedlichen Menschen, Kulturen und Sachverhalten, die ihm differenzierte und individuelle Standpunkte, Positionen und Lösungswege offenbaren. Drei marginale Ursachen der Beschleunigung fasst Opitz wie folgt zusammen:

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Zeitwohlstand

Wie wir anders arbeiten, nachhaltig wirtschaften und besser leben
// Rosa, Paech, Habermann, Haug, Wittmann, Kirschenmann

Zeit ist allgemein gesagt eine grundlegende gesellschaftliche Dimension, um Lebenssituationen von Menschen zu erfassen. Zeit steckt in allem und scheint unanfechtbar relevant für sämtliche Perioden unseres Lebens. In der modernen Gesellschaft macht sich das Wort Zeitnot immer häufiger zum Inbegriff der heutigen Zeit und sehen Zeit als Sachzwang an, dem wir uns zu beugen scheinen. Doch was ist der Gegenpol zur Zeitnot?

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Redewendungen „Zeit“

Subjektives Zeitempfinden & Zeitbewusstsein im Alltag
// Brainstorming

Alle Zeit der Welt haben // Zeit zurückdrehen wollen // Zeit sparen // Zeit gewinnen // Zeit rennt // Zeit ist Geld // Zeit ist knapp // Zeit drängt // Zeitnot haben // Zeit verfliegt // Zeitdruck haben // Zeitnot haben // Zeitverschwendung // Zeit geht verloren // wie eine Ewigkeit vorkommen // sich von der vergangenen Zeit eingeholt fühlen // Zeitwohlstand

Was ist also Zeit?
Wenn mich niemand danach fragt, weiß ich es,
wenn ich es aber einem, 
der mich fragt, erklären sollte,
weiß ich es nicht.“

Augustinus Aurelius,
Bischof von Hippo, Philosoph, Kirchenvater und Heiliger
354 – 430

Was ist Zeit?

Und wie nehmen wir sie wahr?
// Brainstorming

Zeit ist konstant // Zeit kann nicht beschleunigt werden // Zeit vergeht schnell, wenn wir mit einer Zeitperiode viele Erinnerungen verbinden. Die Erinnerungen kommen einem lange her vor // Zeit vergeht langsam, wenn wir mit einer Zeitperiode wenige Erinnerungen verbinden. Die Erinnerungen kommen einem vor, als wären sie erst neulich gewesen // Wir denken, dass Zeit in unserer modernen Gesellschaft schnell vergeht. Sie schrumpft oder verschwindet aber in der Erinnerung // Zeit ist objektiv und verläuft zyklisch // Heute nehmen wir Zeit abstrakt, subjektiv und linear wahr // Die Uhr ist ein Instrument der Entrhythmisierung // Wir nehmen Zeit als knappe Ressource wahr

Die Kreativität der Langsamkeit

Neuer Wohlstand durch Entschleunigung
// Fritz Reheis

Reheis gliedert das System, in dem wir leben, in drei unterschiedliche Teilsysteme. Wir als Individuum sind ein Teilsystem der Kultur/Gesellschaft, welches sich wiederum als Teilsystem der Natur platziert. Somit ist das Individuum das kleinste Teilsystem und die Natur das größte. Die Kultur/Gesellschaft sieht Reheis als Vermittler zwischen Natur und Mensch und differenziert dabei die Kultur als System, welches den Außenbezug zur Natur aufnimmt (Mensch-Natur-Verhältnis) und die Gesellschaft, welche den Innenbezug zum Menschen aufweist (Mensch-Mensch-Verhältnis).

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Beschleunigung und Entfremdung

Entwurf einer kritischen Theorie spätmoderner Zeitlichkeit
// Hartmut Rosa

Was genau wird in der modernen Gesellschaft eigentlich beschleunigt? Zeit ist ein konstanter Faktor, welcher nicht beschleunigt werden kann, auch wenn viele das anders empfinden. Lediglich das Tempo alltäglicher Handlungen wird beeinflusst, beispielsweise die Geschwindigkeit des Lebens, der Geschichte, der Kultur, des politischen Lebens und der Gesellschaft.

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Müdigkeitsgesellschaft

// Byung-Chul Han

Jedes Zeitalter hat seine Leitkrankheiten. Im 21. Jahrhundert sind es vor allem neuronale Erkrankungen, die sich beispielsweise durch Depression, ADHS, Borderline und Burnout definieren und einen immer größeren Zuwachs an Erkrankten erfahren. Han beschreibt diese Krankheiten als Infarkte, die durch ein Übermaß an Positivität bedingt sind. Die damalige Disziplinargesellschaft, welche von Verboten und Zwängen dominiert wurde, weicht seit dem 21. Jahrhundert der heutigen Leistungsgesellschaft.

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