Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
// Florian Opitz
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„Wir sparen ständig Zeit. Trotzdem haben wir immer weniger.
Warum eigentlich?“
Mit dieser Leitfrage beschäftigt sich Opitz in seinem Film und stellt fest, dass sich Menschen der modernen Gesellschaft gehetzt, rastlos und unter permanentem Zeitdruck fühlen. Innerhalb des Filmes trifft und begegnet er unterschiedlichen Menschen, Kulturen und Sachverhalten, die ihm differenzierte und individuelle Standpunkte, Positionen und Lösungswege offenbaren. Drei marginale Ursachen der Beschleunigung fasst Opitz wie folgt zusammen:
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- Karlheinz Geißler
Geißler sieht die Ursache der Beschleunigung in einem veränderten Verhältnis des Menschen zur Zeit. Die heutige Überflussgesellschaft verursacht eine zunehmende Zahl an Entscheidungsmöglichkeiten, die die Menschen unter Druck setzen. Wir möchten nichts verpassen und auf nichts verzichten und sortieren wichtige von unwichtigen Reizen nicht aus. Diese Überreizung überfordert uns und macht unglücklich, da wir durch das subjektive Empfinden einer Verdichtung der Zeit einzelne Prozesse nicht mehr genießen können. Die Zeit „sitzt einem im Nacken“. Desweiteren spricht Geißler einen weiteren interessanten Aspekt an: er definiert Maschinen als Taktgeber, sagt aber auch, dass die Natur rhythmisch funktioniert. Drahtzieher dieses Phänomens ist maßgebend die Industrie, welche immer intensiver in die Privatsphäre des Menschen dringt und „Taktgeber“ wird. - Alex Rühle
Digitale Technologien beeinflussen in seinen Augen die Beschleunigung, bzw. die starke Abhängigkeit der Menschen zur Technik. Durch ein Selbstexperiment ist ihm klar geworden, dass er anhand von Digitalem Fasten enorme Zeitgewinne und ein konzentrierteres Arbeiten erlangt. Er bezeichnet Technik als „Zeitfresser“, weil auch er der Meinung ist, dass die Reizüberflutung, der wir ausgesetzt sind, für Unruhe und Chaos im Kopf sorgen. - Dr. Antonella Mei-Pochtler
Als Beraterin großer Firmen ist es ihre Aufgabe, Probleme eines Kunden innerhalb kürzester Zeit zu lösen. Ihre Arbeit definiert sich durch schnelles und präzises Handeln und auf den Punkt genau korrekt zu reagieren. Ziel dessen ist eine Effizienzsteigerung der Firma, welche die Beschleunigung somit vorantreibt. Besonders häufig ist der vorgeschlagene Arbeitsplatzabbau, welcher der Firma wieder ein Hoch oder ein noch höheres Hoch bescheren soll. Mei-Pochtler weiß, dass solche Entscheidungen menschlich schwer zu tragen sind, allerdings sieht sie den Abbau als Möglichkeit, dass andere Bereiche dadurch wachsen. Sie sieht Menschen als Humankapital.
- Karlheinz Geißler
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In dem Film werden nicht nur Ursachen der Beschleunigung thematisiert, sondern auch Lösungen und Möglichkeiten, dieser Spirale zu entkommen oder sie aufzulösen.
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- Zum einen schlägt er einen Ausstieg aus diesem gesellschaftlichen Zwängen vor. Diesen Prozess assoziiert er als Selbstfindung, in denen der Mensch frei von übergeordneten Regeln ist und nur auf sich selbst und seine Bedürfnisse achten soll.
- Eine weitere Möglichkeit ist, mehr auf ökologische Nachhaltigkeit zu achten. Indem Kapital nicht nur in die Produktion der Produktion investiert wird, soll der Fokus lieber auf die Bewahrung von Nationalparks oder freiem Land liegen. Unbebautes und industriefreies Land wird demnach rar und umso kostbarer.
- In Bhutan steht an oberster Stelle der Grundbedürfnisse jedes einzelnen das „Bruttonationalglück“. Ein solches Modell, welches Glück definiert und politisch festmacht, könnte auf weitere Nationen weltweit adaptiert werden und so zu mehr Zufriedenheit und Ausgeglichenheit der Menschen führen.
- Als weitere Möglichkeit der Entschleunigung wird auch hier das Bedingungslose Grundeinkommen angesprochen. Indem jeder Bürger gleich viel Geld vom Staat bekommt, soll die Schere zwischen Arm und Reich getilgt und der Wettbewerbs- und Konkurrenzdrang entschärfen werden. Durch Eigenmotivation ist jedem freigestellt, ob der Bürger sich durch Arbeit Geld dazuverdienen möchte, um so einen höheren Lebensstandard zu erlangen.
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