Zeit und Rhythmus

Die Ordnungsgesetze der Erde und des Menschen
// Wilhelm Hoerner

Es gibt keine allgemeine Zeit. Hoerner behauptet, man könne nur von Zeiten sprechen. Jeder Vorgang hat ein Anfang und ein Ende und ist somit nur eine Zeit lang vorhanden bzw. aktuell. Somit reihen sich mehrere Zeitabschnitte hintereinander, die jedoch alle eine Begrenzung aufweisen. Laut Hoerner wird alles von Zeit durchdrungen.

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„Morgen war schon gestern.“

Erscheinen und Erleben der Zeit
Jede Art trägt ihr eigenes Zeitgeschehen in sich und schwingt in ihrer eigenen Weise mit dem komischen Rhythmus mit. Das Erleben von Zeit ist qualitativ jedoch verschiedenartig. Kinder bspw. leben in der Gegenwart, im Hier und Jetzt, in der Dauer. Das Warten ist für sie kaum ertragbar und erscheint ihnen wie eine Ewigkeit. Erwachsene haben ein Zeitbewusstsein, in der Zeitdauer ein Anfang und ein Ende hat.

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„Im Leben ist kein Blatt eines Baumes
dem anderen gleich […].“

Handlungen, Ereignisse, Gefühlszustände etc. wiederholen sich permanent in aller Leben. Ein einfaches Beispiel ist hier das bloße Ein- und Ausatmen. Es handelt sich hierbei um eine Polarität und ihren Ausgleich, einem polaren Spannungsfeld zwischen zwei Extremen, welches als wichtiges Kennzeichen der Zeit gilt. Wiederholungen im Leben sind sinngemäß zu Kreisläufen, Zyklen, Perioden und Rhythmen zuzuordnen und grenzen sich deutlich von einer Perfektion/Exaktheit in der Wiederholung ab. Dies ist nur maschinell/technisch möglich und liegt nicht in der Natur.

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„Der Takt wird von der Regel beherrscht. […]
Eine Wiege dagegen schwingt im Rhythmus.
Er erneuert ähnliche Bewegungen durch polaren Ausgleich.“

Kennzeichen/Merkmale erlebter Zeit

  1. Polarität und Ausgleich

  2. Periodizität
    stetige Erneuerung
  3. Elastische Anpassung
    innerliches Erlebnis
    Tätigsein = schnelles Zeitverrinen
    Untätigsein = langsames Zeitvergehen

Rhythmus
Das Wort stammt von „rheo“ (griechisch) ab und bedeutet „fließen“. Er gibt der Bewegung eine feste Begrenzung und Halt und ist das Band zwischen Wesen und Erscheinung, Kosmos und Erde, Geist und Leben. Ohne Rhythmus fällt alles ins Chaos. Hoerner stellt heraus, dass es einen rhythmischen Zusammenhang zwischen Mensch, Erde
und Kosmos gibt, welcher im Grundverhältnis 1:4 steht:

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„Es ist gegen alle Wirklichkeit, es ist ein echtes Paradoxon,
daß wir durch die mechanischen Uhren den Rhythmus des Lebens
mit Hilfe der toten Taktes im Raume messen müssen.
Aber wir erleben die Zeit in der Seele,
und da kommen wir aus dem Raum heraus.“

 

  1. S. 14
  2. S. 23
  3. S. 23
  4. S. 42